Bad Urach ist Fachwerkstadt und Kurort im Biosphärengebiet Schwäbischen Alb. Sie gehört zur Region Neckar-Alb und ist eng mit der Landesgeschichte Württembergs verbunden.
Altstadtrundgang | Bad Uracher Wasserfall
14. März 2022 – Rundgang durch die Altstadt
Bad Urach ist Luftkurort, Heilbad und Fachwerkstadt. Das Städtchen liegt im Biosphärengebiet Schwäbischen Alb schmiegt sich in ein enges Tal. Die Häuserzeilen folgen dem Flusslauf der Erms sowie der ihr zulaufenden Bäche. Bad Urach ist adrett und es ist ein Vergnügen, durch seine Gassen zu spazieren.
Ich nehme euch mit auf einen kleinen Stadtrundgang. Keine Sorge, ich werde mich nicht in Details verlieren (obwohl es viel zu erzählen gäbe) und euch einfach ein paar schöne Plätze zeigen. Die bewegte Geschichte der Stadt, ihre Anekdoten und Attraktionen lernt man ohnehin am besten kennen, wenn man den betreffenden Ort besucht. Das Stadtmuseum von Bad Urach befindet sich, nebenbei bemerkt, in der ehemaligen Getreidemühle, direkt am Fluss gelegen und unschwer am Wasserrad zu erkennen.
Die Stadtmitte wird von zahlreichen stattlichen Fachwerkhäusern geprägt. Sie stammen mehrheitlich aus dem Spätmittelalter, wurden also ungefähr im 15./16. Jahrhundert gebaut. Die Ortsgründung selbst geht auf das 11. Jahrhundert zurück, als hier vermutlich ein Marktflecken entstanden ist. Der Marktplatz ist weitläufig und wird von Reihen repräsentativer Häusergiebel gesäumt. Blickfang jedoch ist das Rathaus, entworfen und gebaut um das Jahr 1440.
Von dem reich mit Figuren verzierten Marktbrunnen aus hat man einen der schönsten Blicke auf die Altstadt. In alle Himmelsrichtungen öffnen sich malerische Gassen, fast überall schwebt über den Dächern nicht das Himmelsblau, sondern quellt zunächst das Grün der Berghänge hervor.
Wir gehen weiter, auf die Stiftskirche St. Amandus zu. Der schlanke, gotische Turm ist eine weithin sichtbare Wegmarke der Stadt. Amanduskirche und Stift bilden ein klostertypisches Karree mit stillem Innenhof. Wer an stadtgeschichtlichen Zeugnissen interessiert ist, wird in den Mauern der Kirche viel Zeit verbringen. Gleiches gilt für das benachbarte Residenzschloss. Die ältesten gefundenen Fundamentreste sollen auch hier aus dem 11. Jahrhundert stammen. Damals wurde, als Gegenstück zur Burg Hohenurach auf dem Berg, ein Wasserschloss im Tal errichtet. Es diente nicht nur Wohnzwecken, sondern sollte vor allem die Handelswege durch das Tal militärisch sichern helfen. Die heute von Gestalt und Ausstattung des Schlosses noch vorhanden ist, stammt vornehmlich aus dem Spätmittelalter, als Bad Urach eine wichtige Größe in der Geschichte Württembergs war. So wurde der erste Herzog von Württemberg (Graf Eberhard im Bart) hier im Schloss geboren und war während der Teilung Württembergs (1442 bis 1482) die Residenz des Grafen der Uracher Linie. Im Schloss gibt es ein Museum und einige Prunkräume zu besichtigen, uns genügt es, drum herum und durch den Torturm mit dem mit Palmen bemalten Gewölbe zu schlendern.
Die Palmen sind eine kleine Anmerkung wert: Graf Eberhard (übrigens der Gründer der Uni Tübingen) machte im 15. Jahrhundert eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und konnte Palmen mit eigenen Augen sehen. Das war damals nur wenigen vergönnt. Danach wurde die exotische Pflanze zu seinem Markenzeichen und er ließ ganze Räume im Schloss mit deren Abbild dekorieren. Das machte Eindruck auf die Verwandtschaft und signalisierte Bildung und Weltgewandtheit.
Unser Spaziergang geht weiter am Ufer der Erms entlang. Durch die Lange Straße tauchen wir wieder in die Altstadt ein und lassen uns durch die Gassen treiben, bis wir schließlich wieder am Marktplatz angekommen sind. Auf den Außenplätzen eines Restaurants neben dem Rathaus genießen wir das Frühlingswetter und die regionale Küche. Bad Urach ist ein Städtchen, in dem man es sich gutgehen lassen kann.
13. März 2022 – Zum Uracher Wasserfall
Bad Urach ist nach drei Seiten hin von Bergen umgeben und öffnet sich nur Richtung Metzingen dem Albvorland. Die Stadt ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen in die Umgebung. Viele Routen beginnen gleich am Rande des Ortes, andere starten auf der Albhochfläche, nachdem die stärksten Steigungen auf abenteuerlich gewundenen Straßen mit Motorkraft überwunden sind. Doch auch vom Wanderparkplatz aus bleiben es anspruchsvolle Wege durch die Natur, die über Stock und Stein zu herrlichen Aussichtspunkten, Höhlen, Felsen, Wasserfällen oder anderen Attraktionen führen.
Es ist immer geboten, auf das geeignete Schuhwerk zu achten und eine realistische Einschätzung der eigenen Kondition zu haben. So eine Wanderung kann schnell beschwerlich werden und wer schon einmal in den Bergen unterwegs war, der weiß, das hat mit einem Spaziergang nichts zu tun.
Zum Glück aber hat Bad Urach ein Wanderziel zu bieten, das auch für Besucher erreichbar ist, die nicht gut zu Fuß sind oder nur über begrenzte Kräfte verfügen. Die Wege sind solide ausgebaut, haben keine Steigungen und die Distanzen sind überschaubar. Es gibt Bänke für Verschnaufpausen, ein Bächlein als munteren Weggefährten, das Panorama eines malerischen Tals und schließlich steht man vor dem Uracher Wasserfall.
Von der Bahnstation „Wasserfall“ oder dem in der Nähe gelegenen Wanderplatz sind es etwa zwei Kilometer bis zum Wasserfall. Der Weg führt immer am Brühlbach entlang, dahinter öffnet sich das Maisental dem Blick. Bad Urach liegt etwa 470 Meter über dem Meeresspiegel, das Albhochland bäumt sich bis auf 700 Meter auf. Entsprechend imposant sind die Bergflanken ringsum. Auf einer der Bergspitzen ist die Burgruine Hohenurach zu sehen. Wer will, kann auf verschlungenen Pfaden bis dort oben hinaufkraxeln, wir begnügen uns mit dem romantischen Bild aus der Ferne und bleiben in der Talsohle.
Der Uracher Wasserfall ergießt sich über einhundert Meter in die Tiefe. Die ersten vierzig Meter davon im freien Fall, danach geht es über Kaskaden aus moosbewachsenen Felsen zum Brühlbach hinab. Das ist ein munteres Sprudeln und Spritzen. Glitschige Treppenstufen nebenan führen steil hinauf, es heißt, bis ganz nach oben, von wo aus man in den Abgrund blicken und auf der Alphochfläche weiter wandern kann. Das alles wirkt halsbrecherisch und kräftezehrend und so begnügen wir uns einstweilen mit der kleinen Plattform auf halber Höhe, um dem Geplätscher zu lauschen. Der Wasserfall macht Eindruck, doch ich vermute, die Wassermengen sind eher durchschnittlich. Bei der Schneeschmelze oder starken Regengüssen sollen bis zu 400 Liter Wasser pro Sekunde über den Abhang stürzen. Dann ist es wahrscheinlich eher beängstigend als faszinierend in seiner Nähe.
Wer noch Zeit und Lust hat, kann für den Weg zurück den Rundkurs auf der anderen Seite des Maisentals wählen, oder es geht erneut am Brühlbach entlang. Alle Wege des Tals kreuzen sich wieder am Wanderparkplatz, wo sich das Maisentalstüble zu Einkehr empfiehlt.
Wer bei seinem Besuch in Bad Urach nur wenig Zeit für eine Naturbegegnung hat, sollte sich zumindest diesen Spaziergang nicht entgehen lassen. Auch ein Familienausflug mit Kindern kann hier zu einem abwechslungsreichen Erlebnis werden. Auf jeden Fall macht er Lust darauf, auch die anderen Seiten der Schwäbischen Alb zu entdecken.
(c) Lutz Schafstädt – 2023
Unterwegs – Ausflüge und Reiseerinnerungen