Eine Bärengeschichte – skurril, herzig und voll haarsträubend absurder Ideen. Sie hat es wirklich verdient, den Fans von John Irving nicht am Wegesrand von „Garp und wie er die Welt sah“ flüchtig zu begegnen, sondern sich als eigenständiges Kunstwerk in einem Büchlein zu präsentieren. Ich habe die Geschichte bereits mehrfach gelesen und will sie nun endlich auch hier weiterempfehlen.
Schauplatz der Geschichte ist Österreich, wo ein Angestellter des Fremdenverkehrsamtes mit Frau, zwei Söhnen und Schwiegermutter unterwegs ist, um Hotels und Pensionen zu klassifizieren. Die ganze Familie ist mit großem Eifer dabei, die dafür nötigen Fakten zu sammeln.
Eine Beschwerde über einen Bären führt die muntere Truppe zur Inspektion in die Pension Grillparzer – und die turbulente Geschichte nimmt ihren Lauf, denn eine illustre Gesellschaft bevölkert das Haus. Ein Traumerzähler bringt die Großmutter aus der Fassung, der kleine Sohn beobachtet einen Mann, der auf den Händen gehend die Toilette benutzt und schließlich gibt es auch noch einen Bären, der Einrad fährt.
Ein packendes Lesevergnügen, bei dem der namenlose Ich-Erzähler gänzlich zurücktritt und dem Leser seine Perspektive überlässt. Es ist ein wirklich eindrucksvoller Effekt, wie die Geschichte den Leser in sich hineinzieht und erst in der letzten Episode wieder Distanz eintritt, wenn der Bericht einen Sprung über viele Jahre macht und erzählt wird, wie es den Helden der Geschichte im Weiteren ergangen ist.
Hier prallen dann absurde Todesfälle und eine beklommene Traurigkeit aufeinander, vermischen sich Heiterkeit, Mitgefühl und Wehmut und nach der letzten Seite sagt man sich: Was für eine grandiose Geschichte! Und dann blättert man noch einmal zum Bären mit dem Einrad zurück.
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(c) Lutz Schafstädt – 2022
Meine Lesezeichen – Gedanken über Bücher