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Arkona: Nördlicher geht nicht

Rügen und Kap Arkona werden oft in einem Atemzug genannt. Hier muss man gewesen sein. Das Kap ist ein Kreidefelsen an der nördlichen Steilküste, mit zwei markanten Leuchttürmen darauf. Der Abstieg zum Strand ist wegen der Gefahr von Küstenabbrüchen gesperrt.
#windlandwoche


November 2022 | Wir waren schon mehrmals am Kap Arkona. Wir sind den Turm hinauf, haben den slawischen Burgwall angeschaut und die Gegend erkundet. Deshalb wollen wir diesmal das Kap nicht wie Touristen, sondern wie Wanderer besuchen. Unser Plan: Wir starten am Parkplatz Nordstrand, wandern bis zum Leuchtfeuer, machen am Kap Arkona eine Mittagspause und wandern danach zum Parkplatz zurück. Das Wetter ist bedeckt, aber trocken. Die Strecke, hin und zurück geschätzt gut sechs Kilometer, ist bewältigbar. Am Ufer sind wir in den letzten Tagen genug spaziert, bleiben wir also auf dem Höhenweg und genießen den Ausblick. Als wir nach unserer Ankunft den Abstieg zum Strand, der über eine Treppe dutzende Meter in die Tiefe führt, in Augenschein nehmen, fühlen wir uns in dieser Entscheidung bestätigt. Denn am Ende müssen alle wieder die Steilküste hinauf, die am Kap Arkona 42 Meter den Meeresspiegel überragt.

Auf denn, wir wandern. Der Weg führt immer nah am Abgrund entlang und auf dem ersten Teilstück verstellen nur wenige Bäume uns die Fernsicht. Schon bald sind wir am Fallada-Blick, ein dem Dichter Hans Fallada gewidmeter Aussichtspunkt mit einer nett gestalteten hölzernen Pausenbank. Die Sicht auf das Küstenpanorama ist großartig. Ob Fallada jemals selbst hier gesessen hat, ist nicht verbürgt. Seine Verbundenheit mit der Insel Rügen jedoch schon.

Der Hochweg schlängelt sich weiter, die Arkona-Leuchttürme rücken langsam näher und schließlich nimmt ein schmaler Küstenwald uns auf. Wir kommen zum Gellort. Nicht beim Kap Arkona, sondern hier ist der nördlichste Punkt der Insel Rügen und von Mecklenburg-Vorpommern überhaupt. Unterhalb der Steilküste, halb in der Brandung, liegt der Siebenschneiderstein. Wer den viertgrößten Findling der Insel mit Handschlag begrüßen oder gar erklimmen möchte, muss über eine Treppe gut 40 Meter hinab. Sieben Schneider haben vermeintlich darauf Platz und der Felsen selbst soll 165 Tonnen auf die Waage bringen – wer auch immer diese Angaben ermittelt, gemessen oder erwogen haben mag.   

Kap Arkona ist nur noch einen halben Kilometer entfernt. Doch unsere Vorstellung von einer gemütlichen Pause mit kleinem Snack erfüllt sich nicht. Es ist so was von außerhalb der Saison, dass wir uns fragen, warum überhaupt Besucher vom Parkplatz hierhergebracht werden. Will sagen: Alles hat zu. Museum, Leuchtturm, Restaurant, Imbissbude – selbst die Getränkeautomaten wurden vom Netz getrennt.

Also zurück, zum Parkplatz am Nordstrand, ganz ohne Groll und mit viel Geduld. In Altenkirchen verabschieden wir dann den kleinen Hunger und konstatieren, einen schönen Wandertag verlebt zu haben.

(c) Lutz Schafstädt – 2023
Unterwegs – Ausflüge und Reiseerinnerungen

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