Das Naturkundemuseum in der Invalidenstraße liegt zentral, hat an der U-Bahn-Linie U6 eine eigene Station und ist per Straßenbahn mit dem nahen Berliner Hauptbahnhof verbunden.
März 2023 | Das Naturkundemuseum ruft Kindheitserinnerungen in mir wach. An Klassenfahrten nach Berlin. Schon an sich eine große Sache für ein Dorfkind, doch steht man dann vor dem Dino-Skelett, wandelt sich aufgeregt in beeindruckt. Im Angesicht der schieren Ungeheuerlichkeit stockt der Atem, die Fantasie schlüpft in die Millionen-Jahre-Stiefel und durchstreift die Erdzeitalter. Das war damals so und wird auch noch für kommende Generationen gelten. Es macht Spaß zu beobachten, wie sichtlich zögernd die Kinder beim ersten Blick auf die alten Knochen die Eingangshalle betreten.
Natürlich ist das Museum auch für Erwachsene immer wieder eine Schatztruhe des Wissens. Evolution, Zoologie und Biodiversität sind die zentralen Themen. Weil mein letzter Besuch schon lange her ist und sich in der Zwischenzeit, vor allem im Vorfeld des 200. Museumsgeburtstags im Jahre 2010, durch umfangreiche Sanierungen und die Schließung von Kriegslücken einiges verändert hat, gab es für mich nicht nur alte Bekannte, sondern auch viel Neues zu entdecken.
Das Museum für Naturkunde geht auf die naturwissenschaftlichen Sammlungen der heutigen Humboldt-Universität zurück, die ab 1810 öffentlich zugänglich gemacht wurden. Exponate aus Geologie, Paläontologie und Zoologie gehörten dazu, Mineralien, Gesteine, Fossilien, Insekten, Tierpräparate und vieles mehr. Im Dezember 1889 wurde der repräsentative Museumsbau in der Invalidenstraße eröffnet, um der wachsenden Schau ein zeitgemäßes Umfeld zu geben und die Bedingungen für die Forschungsarbeit zu verbessern. Trotz großer Bombenschäden am Gebäude und den Sammlungen wurde das Haus nach dem Zweiten Weltkrieg im September 1945 als erstes Berliner Museum wiedereröffnet.
1937 kam der gigantische Brachiosaurus (heute als Giraffatitan klassifiziert) in den Lichthof. Er gilt als das besterhaltene und größte wiederaufgebaute Dinosaurierskelett der Welt. Heute leisten ihm sechs weitere Dinos Gesellschaft, die sich an Multimediastationen in den Ecken der Eingangshalle gleich ihm zum Leben erwecken lassen, indem man sie mit der Installation anpeilt und ihnen eine digitale Haut über die bleichen Knochen legen lässt.
Zur Dino-Ausstellung gehört seit letztem Sommer (und so soll es bis November 2023 bleiben) das berühmte Skelett von Tristan Otto. Der Tyrannosaurus Rex wurde 2012 in den USA gefunden und war in Erhaltungsgrad und Vollständigkeit eine Sensation. Es ist das erste in Europa ausgestellte Originalskelett eines T-Rex und heißt, nach den Söhnen seines Besitzers und Mäzens, Tristan Otto. Selbst auf seine Knochen reduziert verbreitet er mit seinem Schattenwurf noch die Aura eines gefährlichen Räubers. Allein der Anblick seines Schädels lohnt den Besuch.
Ein weiterer Ausstellungsbereich ist der Evolution und Vielfalt der Lebensformen gewidmet. Es gibt zahlreiche Modelle und Tierpräparate zu bestaunen und die Methoden und Arbeitsweisen der Präparation werden vorgestellt.
Der Gorilla Bobby gehört dazu, er ist ein alter Bekannter. Vor fast einhundert Jahren war er der erste Gorilla in Berlin und bis heute ziert sein Abbild das Logo des Zoologischen Gartens. Mit einer Skulptur im Zoo und einer sogenannten Dermoplastik hier im Naturkundemuseum bleibt Bobby seit Generationen unvergessen.
Ähnlich verhält es sich mit dem Eisbären Knut. Als er 2006 geboren und mit der Hand aufgezogen wurde, war er eine Mediensensation und Publikumsliebling im Zoo. Die Bestürzung war groß, als er mit nur vier Jahren erkrankte und starb. Nun lerne ich ihn als „Highlight der Präparationskunst“ im Museum kennen.
Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, wie viel mehr es im Museum noch zu entdecken gibt. Ich will meinen Rundgang nicht minutiös beschreiben und außerdem genügt ein einziger Besuch ohnehin nicht, diese Vielfalt zu erfassen. Schnappt euch eure Kinder oder Enkel und schaut im Naturkundemuseum vorbei. Ob zum ersten Mal oder wieder, es warten erlebnisreiche und spannende Stunden auf euch.
(c) Lutz Schafstädt – 2023
Unterwegs – Ausflüge und Reiseerinnerungen