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Lichterfelde: Das Lilienthaldenkmal am Teltowkanal

Flugpionier Otto Lilienthal war in seinen letzten Lebensjahren Einwohner von Berlin-Lichterfelde. Auf der Eduard-Spranger-Promenade am Teltowkanal wird an ihn und sein Wirken mit einem Denkmal erinnert.
#ottolilienthal


November 2021 | Otto Lilienthal war noch kein Thema, als wir über ein Ausflugsziel für den Sonntag nachdachten. Regen war ein Stichwort. Der Tag war von ergiebigen Schauern durchsetzt und wir wollten lieber in der Nähe bleiben, um zur Not flexibel umdisponieren zu können. Wieder einmal an den Teltowkanal? Den kennen wir gut und haben zwischen Griebnitzsee und Teltow-Seehof schon jeden Uferweg erkundet. Folgen wir ihm heute also ein Stück weiter nach Berlin hinein. Auf nach Lichterfelde.

An der Königsberger Straße, kurz vor der Brücke über den Teltowkanal, fanden wir einen Parkplatz und mussten erst einmal warten, bis der nächste Wolkenbatzen seine Regenlieferung zugestellt hatte. Dann war der Himmel frei und die Pfützen auf dem Uferweg, der hier eine Promenade durch eine große Grünanlage ist, wurden zusehends kleiner. Eigentlich ist es ein Park, mit alten Bäumen, Grasflächen und Wegen, immer am Teltowkanal entlang. Wir waren überrascht, wie weitläufig das Gelände ist, das bleibt dem rasch Vorüberfahrenden von der Straße aus verborgen. Ein schöner Spazierweg entlang einer breiten Allee: Gleich in der ersten Ecke steht eine rekonstruierte Treidellok, ein paar Schritte weiter gibt es einen Spielplatz, auf der Parkwiese stehen die Fangkörbe eines Disc-Golf-Parcours. Dann das Lilienthal-Denkmal, die Bäkebrücke als Abzweig zurück in die Stadt, und weiter durchs Grüne, am überdachten Tanzpavillon vorbei, bis zur Krahmerstraße. 

Der Weg heißt heute Eduard-Spranger-Promenade, nach einem verdienten Berliner Geisteswissenschaftler, doch ursprünglich wurde der gesamte Park entlang des Teltowkanals einzig zur Präsentation des Lilienthal-Denkmals in seiner Mitte angelegt. Es wurde 1914 enthüllt und vom Künstler Peter Breuer gestaltet.

Blickfang ist die bronzene Ikarusfigur auf einem pyramidenartigen Sockel: ein nackter Jüngling, der mit den Armen die an seinem Rücken befestigten Flügel ausbreitet und mit erhobenem Kopf sehnsuchtsvoll in den Himmel blickt. Er symbolisiert den Menschheitstraum vom Fliegen und ist, weil er in der griechischen Sage mit seinen von Wachs zusammengehaltenen Schwingen der Sonne zu nah kam und zerschellte, gleichzeitig ein Fingerzeig auf das tragische Schicksal Lilienthals. Ein eindrucksvolles Kunstwerk, das auch nach mehr als einhundert Jahren kraftvoll und dynamisch wirkt. Schäden, die ihm Krieg, Vandalismus und der Zahn der Zeit zufügten, wurden bei der letzten Restaurierung im Jahre 2012 beseitigt und zerstörte Elemente, wie der Portraitkopf Lilienthals am Sockel, rekonstruiert.  

Otto Lilienthal, 1848 in Anklam geboren, lebte von 1886 bis zu seinem Tod 1896 in Lichterfelde. Sein Wohnhaus gibt es nicht mehr, aber seinen Fliegeberg, von dem aus er seine Flugapparate testete. Fliegeberg ist eine hübsche Wortschöpfung, finde ich. Auch ihn schauen wir uns an. Ich erzähle davon in einem weiteren Beitrag.

(c) Lutz Schafstädt – 2023
Unterwegs – Ausflüge und Reiseerinnerungen

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