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Potsdam-Sacrow: Tausendjährige Eiche im Schlosspark

Sacrow gehört zum Ensemble der Potsdamer Schlösser und Gärten rings um den Jungfernsee. Der Park rings um das Gutsschloss wurde von Lenné gestaltet, mitten hindurch verlief einst die Berliner Mauer.

April 2021 | Das Dorf Sacrow gehört zu Potsdam. Wer von der Glienicker Brücke oder dem Neuen Garten aus über die Havel zur Sacrower Heilandskirche hinüberschaut, wundert sich darüber nicht. Das andere Ufer scheint nur wenige hundert Meter entfernt, mit dem Wassertaxi ist man in Minuten auf der anderen Seite. Anders sieht es aus, wenn man das Dorf auf festen Wegen erreichen will. Dann geht es nach Norden erst einmal aus der Stadt heraus, durch Neu Fahrland, um den Krampnitzsee herum und auf der anderen Wasserseite noch einmal am Jungfernsee entlang durch den Königswald. Da kommt bis Sacrow schnell ein gutes Dutzend Kilometer zusammen. Alle Achtung, sagt man sich dann, dass ein Ort so weit draußen noch zu Potsdam gehört.

Wir haben uns mit dem Auto auf den Weg gemacht, das Wassertaxi verkehrt noch nicht. Zu dem Ausflug ermuntert hat mich Facebook, denn pünktlich zum Wochenende wurde mir ein altes Foto von der Tausendjährigen Eiche im Sacrower Park als Erinnerung gezeigt. Ein imposanter Baum. Nicht auf dem Bild zu sehen sind die Kälte und die Schneeschauer, die uns damals umgaben. Da sollten wir an einem freundlichen Frühlingstag wieder einmal hin. Gedacht, getan.

Die Tausendjährige Eiche steht noch da. Sie ist eine Stieleiche und wirkt wahrlich uralt. Rund um den massiven Stamm liegen tote Äste wie abgenagte Knochen herum, noch immer im festen Griff breiter Eisenschellen, die sie einst aufrecht halten sollten. Es wirkt, als sei die Baumkrone irgendwann unter ihrer eigenen Last auseinandergebrochen. Diese Eiche muss einmal eine Schönheit gewesen sein. Dann haben Stürme und die Zeit ihr übel mitgespielt. Geblieben ist ein verästelter Stumpf, der jährlich noch immer frisches Grün sprießen lässt. Ein Baum mit einer magischen Aura. Ideal geeignet als Nistplatz für Märchen und Legenden und immer noch Blickfang. Die Eiche steht allein auf einem sanften Hügel und ist fester Bestandteil der Parkinszenierung. Man glaubt ihr die tausend Jahre sofort, doch in Wahrheit wurde sie etwa um das Jahr 1790 gepflanzt. Damit ist sie noch nicht einmal 250 Jahre alt. Das lässt hoffen, dass ihr bei guter Pflege noch ein paar belaubte Jahre als Naturdenkmal im Park vergönnt sind.

Wir schauen uns auch den Park näher an: König Friedrich Wilhelm IV., der sogenannte Romantiker auf dem Preußenthron, fand Gefallen an Sacrow und wollte es dem Ensemble aus Schlössern und Parks rings um die Havelseen angliedern. General-Gartendirektor Peter-Josef Lenné sollte sich um die gärtnerische Umsetzung kümmern. Er fand ideale Bedingungen, um den Park als Kulisse für seine berühmten Sichtachsen zu gestalten. Dieser Reigen an Fernsichten ist bis heute eindrucksvoll. Es macht großen Spaß, an den zentralen Stellen des Parks und selbst vom Uferweg aus nach architektonischen Grüßen aus der Ferne Ausschau zu halten. Das Schloss auf der Pfaueninsel, der Jägerhof im Glienicker Park, Schloss Glienicke, Schloss Babelsberg, die Glienicker Brücke, Schloss Babelsberg, der Flatowturm im Babelsberger Park, die Kuppel der Nikolaikirche und die Stadtsilhouette Potsdams, das Marmorpalais im Neuen Garten, das Belvedere auf dem Pfingstberg. Eine ansehnliche Liste, die später sogar noch um das Schloss Cecilienhof und die Kaiserliche Matrosenstation ergänzt wurde. Man kann sie von bestimmten Punkten aus alle sehen, und sei es nur als Turmspitze hinter Baumwipfeln. Diese hübsche Versammlung von Sichtachsen macht den Spaziergang entlang der Parkwege zu einem interessanten Zeitvertreib. Beim nächsten Mal werde ich ein Fernglas dabeihaben.

Jetzt, Anfang April, blühen die ersten Obstbäume auf den Wiesen, aus den Kastanienknospen räkeln sich kleine Blattfinger hervor und der Geruch von Bärlauch liegt in der Luft. Weite Matten sattgrüner Halme breiten sich neben den Wegen aus. Wir wundern uns, weil die Blätter des vermeintlichen Bärlauchs so seltsam lang und schmal sind. Die haben wir andernorts breiter in Erinnerung. Später erst stellt sich heraus: Hier wächst so genannter Wunder-Lauch, auch als Berliner Lauch bekannt, eine invasive Art aus Asien, die sich massenhaft vermehrt und alles überwuchert. Es handelt sich also nicht um richtigen Bärlauch, obwohl er ähnlich riecht und offenbar auch essbar ist. Ob das Ernten für die individuelle Pesto-Produktion hier gern gesehen wird, weiß ich jedoch nicht.

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Siehe auch: #potsdamerkulturlandschaft
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(c) Lutz Schafstädt – 2023

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1 Kommentar

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